Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
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Definition
- Duden: Einwohnerbezeichnung zu China | Duden: China: Staat in Ostasien | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1906: China (hierzu 3 Karten: »China und Japan«, »Die Provinzen Tschili und Schantung«; ferner »Unterlauf des Pei-ho etc.« bei S. 55), in eigentlichem Sinn das »Land der 18 Provinzen« (Schipa schöng), das alte Stammland der chinesischen Herrschaft, oft noch gleichbedeutend mit Chinesisches Reich (s.d.) gebraucht. Der Name C. ist wahrscheinlich malaiischen Ursprungs und zu alter Zeit von Hinterindien aus auf C. übertragen. Der europäischen Kultur des Altertums waren die Bewohner gerüchtweise als Siner oder Serer (Seidenleute) bekannt. Die Chinesen nennen ihr Land namentlich Tschung kwo (Reich der Mitte), nicht aber Himmlisches Reich. Der mittelalterliche Name Kitai oder Kathay (bei Marco Polo für Nordchina) hat sich bei den Russen und Nordasiaten erhalten. Die Chinesen haben sich auch jeweilig nach ihren Dynastien genannt, z. B. Söhne der Han, der Ming. [...] | Die Bevölkerung Chinas bestand ursprünglich aus tibetischen und hinterindischen Stämmen, deren Überreste als Sifan, Yao, Lolo und Miaotse heute in Jünnan, Kweitschou, Kwangsi und Kwangtung wohnen. Sie wurden zurückgedrängt durch ein von NW. (nach der chinesischen Mythologie vom Kwenlun) einwanderndes Volk, das den Grundstock der mit allerlei mongolischen Elementen vermischten eigentlichen Chinesen bildet. Später kamen türkische Stämme, endlich als Eroberer die Mandschu hinzu, ein zum tungusischen Zweig der Altaier gehöriger Stamm, die heute in den wichtigern Städten, wo sie die sogen. Tatarenstadt bewohnen, die Besatzung bilden. Außer den der großen mongolischen Rasse und, mit Ausnahme der Mandschu, den Völkern mit einsilbigen Sprachen angehörigen Stämmen wohnten 1900 in den dem fremden Handel geöffneten Vertragshäfen (s. unten) 16,811 Europäer, Japaner und Amerikaner. | Die eigentlichen Chinesen (s. Tafel »Asiatische Völker I«, Fig. 17) sind selten über 1,52 m groß, die Frauen meist noch kleiner. Das Gesicht ist rund; die Augen sind klein, eng geschlitzt, weit voneinander abstehend, stets schwarz, häufig schief gestellt, mit dicken Augenbrauen; die Backenknochen vorstehend; die Nase klein und platt. die Stirn niedrig, die Lippen dicker als bei den Europäern; Bart auf Kinn und Oberlippe ist selten, das Haupthaar straff und schwarz. In der Muskelbildung stehen die Chinesen den kaukasischen Rassen nach; eine gewisse Schlaffheit der Gesichtsmuskeln verleiht dem Mann einen weibischen Typus. Die Bewohner der einzelnen Provinzen sind sehr verschieden, die des nördlichen C. im allgemeinen stärker als die der mittlern und südlichen Provinzen; die der letztern sind auch dunkler als die mehr rötlichen des Nordens, die des mittlern C. blaßgelb. Die Bewohner der Gebirge haben sich mehr eine rohe Eigenart bewahrt. | Der gesellschaftlichen Stellung nach werden vier Klassen unterschieden: Gelehrte, Ackerbauer, Handwerker und Kaufleute. Geburtsadel tritt gegen den Berufsadel zurück. Nicht die Prinzen, sondern die hohen Beamten bilden die Aristokratie; kaiserliche Prinzen, deren es etwa 6000 verschiedener Grade gibt, werden ohne Amt kaum beachtet. Würden und Titel sind nicht erblich. Der Gelehrtenstand, der geachtetste, ergänzt sich aus allen Schichten der Bevölkerung. Nur Gelehrte und die aus ihnen hervorgegangenen Regierungsbeamten gelten als höhere Klassen. Da aber alle Klassen dem Gelde nachstreben, so fehlt es dem Wohlhabenden auch ohne Wissen nicht an Mitteln zur Gewinnung von Ansehen. Die Sklaverei ist althergebracht. Der zum Frondienst verurteilte Verbrecher ist dauernd seiner persönlichen Freiheit beraubt. Im 3. Jahrh. n. Chr. wurde den Armen gestattet, ihre Kinder zu verkaufen; hieraus entstand die Privatsklaverei. Die Kaufsklaven werden meist wie Kinder behandelt und sind gegen Mißhandlung durch Gesetze geschützt. Die weiblichen Haussklaven gehen mit dec Verheiratung in die Gewalt des Mannes über. Beschränkungen[37] am Bürgerrecht erleiden Schauspieler und Prostituierte, Scharfrichter, Gefängniswärter. | Die Sprache der Chinesen ist unter allen Kultursprachen der Erde die einfachste. Sie besteht nur aus einsilbigen Wörtern. Ihr fehlen alle Beugungen, jede Unterscheidung von Hauptwort und Zeitwort, jede Wortbildung überhaupt, außer einfacher Zusammensetzung der Silben. Die bestimmte Bedeutung der Wörter im Satz wird durch ihre Stellung hervorgebracht, die strengen Gesetzen unterworfen ist. Die Sprache zerfällt in Schriftsprache und Umgangssprache. Die Umgangssprache besteht aus zahlreichen Dialekten, die in Aussprache und Artikulation so voneinander abweichen, daß sich die Angehörigen verschiedener Provinzen oft kaum verstehen. Allgemein verbreitet ist das sogen. Kwānhoa (»gemeinsame Verkehrssprache«) und der Mandarinendialekt als Sprache des Hofes, der Beamten und der gebildeten Klassen. Die chinesische Schrift ist aus einer Bilderschrift hervorgegangen. In der ältesten Zeit schrieb man mit einem Bambusgriffel und schwarzem Firnis; seit 220 n. Chr. mit Pinsel und Tusche. Weiteres vgl. Chinesische Sprache und Literatur. | Die geistige Befähigung der Chinesen ist nicht gering, der Durchschnitt der Volksbildung sehr bedeutend; sie haben ganz selbständig eine Reihe überraschender Erfindungen gemacht, eine umfassende, besonders enzyklopädische Literatur hervorgerufen sowie in staatlichen Einrichtungen Größeres geschaffen als alle andern Asiaten und Bleibenderes als alle andern Völker überhaupt. In der Kulturentwickelung überwiegen neben religiösen Motiven stets praktische Gesichtspunkte. Kunstsinn ist vorhanden und bedeutend ausgebildet, aber, wie überhaupt die Gesamtheit der Kulturanschauung, von dem europäischen weltenweit verschieden. Im besondern fehlt der Trieb nach wissenschaftlicher Vertiefung um ihrer selbst willen. Den Charakter der Chinesen kennzeichnet Fleiß, an Fatalismus grenzende Geduld, Anstelligkeit, Genügsamkeit, Verschlagenheit, vor allem praktischer Sinn. Als Kaufleute stehen sie in allererstem Rang. Feine und gefällige Umgangsformen findet man durchgehends in den östlichen Provinzen und im mittlern C.; Zudringlichkeit und Unfreundlichkeit bei den Bewohnern des Südens; geistigen Tiefstand und Roheit bei denen des Südwestens. Diese Verschiedenheit spricht sich auch im Benehmen gegen-die Europäer aus, die stets auf Treubruch und Übervorteilung rechnen müssen; in kaufmännischem Verkehr ist der Chinese jedoch unbedingt zuverlässig. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 34-56. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006419305