Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- Duden: Einwohnerbezeichnung | [Anm.: unvollständig: Einwohnerbezeichnung zu Java] | Duden: Java: kleinste der Großen Sundainseln | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Java (Dschawa), kleinste der Großen Sundainseln, aber als reichste und am stärksten bevölkerte Hauptsitz der niederländischen Herrschaft im Indischen Archipel (s. Karte »Hinterindien«), zwischen 5°52' 30'' bis 8°46' 51'' südl. Br. und 105°13'–114°35' östl. L., im O. durch die schmale Balistraße von Bali, im W. durch die Sundastraße von Sumatra getrennt, an der Nordküste von der Javanischen See, im S. vom Indischen Ozean bespült, von W. nach O. 1060 km lang, zwischen 22 und 81 km breit und 125,622, mit Einschluß des nahen Madura und einiger kleinen Nebeninseln 131,508 qkm groß. [...] | [Bevölkerung.] Die Bevölkerung betrug 1897 mit Madura 26,125,053 Seelen; ihre Verteilung auf die 23 Residentschaften s. unten, S. 212. | Außer den Eingebornen gab es nur 52,000 Europäer, 261,000 Chinesen, 17,000 Araber, 3000 Hindu etc. Die Volksdichte betrug 195 Einw. auf 1 qkm. Die bedeutendsten Städte sind Batavia mit 114,596, Surabaja 124,529, Surakarta 104,589, Samarang 82,962, Pekalungan 36,816, Dschokdschokarta 28,299 Einw. Die Europäer sind meist Beamte und Soldaten, nächstdem Kaufleute, Pflanzer oder Zuckerfabrikanten und ebensowenig ständige Bewohner der Insel wie die Chinesen, die, in allen größern Orten zerstreut, besonders Handwerk und Kleinhandel treiben. Die Araber sind Kaufleute oder mohammedanische Priester. Die einheimische Bevölkerung gehört zur westlichen Abteilung der malaiischen Rasse und zerfällt in zwei Stämme, die trotz naher Verwandtschaft ganz verschiedene Sprachen reden: die Sundanesen im W., ein Mittelglied zwischen Malaien, Javanern und Batta, und die Javaner im O., das höchstgebildete Volk der ganzen malaiischen Rasse; zu ihnen gehören die Maduresen, die außer Madura nebst den umliegenden kleinern Inseln den Osten von J. bewohnen, wohin sie die Javaner zurückgedrängt haben (s. Tafel »Asiatische Völker II«, Fig. 1 u. 2). Die mittlere Größe der Javaner beträgt 1,65 m, die der Sundanesen nur 1,57 m. Dabei sind letztere untersetzt und stärker, haben etwas Unabhängigeres im Auftreten, ihre Züge sind gröber, weniger regelmäßig und erinnern mehr an den mongolischen Typus. Dagegen ist die Figur der Javaner oft sehr anmutig, die kleine Nase weniger flach als bei den meisten Malaien, die Hautfarbe braun, zuweilen auch ganz hell, das Haar üppig und gleich den Augen schwarz, Männer und namentlich Frauen sind oft auffallend schön. Sanft, friedlich, lenksam, von seinen Manieren, nicht ohne Talent und einer höhern Entwickelung wohl fähig, entbehren die Javaner doch sittlicher und intellektueller Energie. Sie leben in niedrigen Bambushütten, die auf hölzernen Pfosten ca. 1 m über dem Erdboden stehen, mit Palmblättern gedeckt und zu kleinen, im Schatten der Fruchtbäume verborgenen Dörfern verbunden sind; die Wohlhabenden haben bessere Häuser, auch von Stein und den europäischen nachgeahmt. Die niedern Stände leben sehr einfach, die höhern treiben großen Luxus. Hauptnahrung ist Reis; Fleisch wird wenig gegessen, dagegen viel Fische. Zucker und Wein wird aus dem Safte der Palmen (besonders der Arenga- und Borassus-Arten) bereitet. Das Betelkauen ist allgemein, Tabakrauchen gewöhnlich, Opiumrauchen sehr verbreitet. Die Kleidung ist beim gemeinen Mann sehr einfach; die Männer tragen den Sarong, der einem Sack ohne Boden gleicht und über die Schulter gelegt, häufiger um den Leib gewickelt wird; die Frauen haben eine ganz ähnliche Tracht, dazu beide Geschlechter entweder kurze Hosen oder nur einen Schurz vor dem Unterleib mit einem Gürtel darüber, manchmal auch kurzen Hemden ähnliche Jacken. Als Kopfbedeckung dienen Turbane oder Kopftücher; die Füße sind gewöhnlich bloß, Zieraten verschiedener Art sehr beliebt. Kleine Gerätschaften, wie Trinkgefäße, Löffel, Tassen, liefert die Schale der Kokosnuß. Hohle Bäume dienen als Kahn, auch als Trog, worin Weiber den Reis dreschen und mahlen. Säcke, Hüte, Teppiche etc. bestehen aus Rotang, Bambus, Gräsern; starke Taue liefert die Büffelhaut, in dünne Riemen zerschnitten, die man zu einem Zopf flicht (vgl. Tafel »Malaiische Kultur I«, Fig. 13, und Tafel II, Fig. 15 u. 25). Vielweiberei herrscht bei den Vornehmen, die Gemeinen pflegen nur eine Frau zu haben; die Frau wird von den Eltern gekauft. Das Familienleben ist in der Regel rein und wohlgeordnet; namentlich erweisen die Kinder den Eltern große Hochachtung. Die Beschneidung findet im zehnten Jahr statt, war aber schon vor Einführung des Islams Sitte; mit dem Eintritt der Mannbarkeit werden den Kindern die Zähne spitz abgefeilt von da an dürfen sie Betel kauen. Herrschende Religion ist der Islam, aber erst seit Ende des 14. Jahrh. durch malaiische und arabische Geistliche eingeführt und allmählich unter heftigen Kämpfen über die ganze Insel verbreitet. Vorher war sowohl Brahmanismus als Buddhismus herrschend, namentlich bei den eigentlichen Javanern, die ihre Bildung, in der sie die Sudanesen bedeutend übertrafen, ursprünglich Einwanderungen aus Indien verdanken, und noch geben prächtige Ruinen von Tempeln (s. Boro Budor) und in der alten religiösen Sprache, dem sogen. Kawi[210] (s. Javanische Sprache), erhaltene literarische Werke Zeugnis von der Höhe der Bildung vor dem Eindringen des Islams. Nur an zwei Punkten sind kleine Abteilungen des Volkes der alten, freilich arg verfallenen Religion treu geblieben: die Baduwi in den Wäldern von Bantam und die Bewohner des Gebirges Tengger in Pasuruan. Die Zahl der nach Mekka ziehenden Pilger betrug 1900: 5068. Das Christentum macht schnellere Fortschritte, seit die Regierung den Missionsbestrebungen freundlicher gegenübersteht. Man zählte 1896: 19,193 Christen, gegen 5673 im J. 1873. Es arbeiteten hier 1892: 6 niederländische Gesellschaften mit 30 Missionaren auf 27 Stationen. In Batavia besteht seit 1842 unter einem Erzbischof ein katholisch-apostolisches Vikariat für J., Flores, Sumatra, Timor u. a. Die Volksbildung steht noch auf niedriger Stufe; 1900 wurden 238 Regierungsschulen von 43,617 und 259 Privatschulen von 29,905 Schülern besucht. Für Europäer bestanden 7 Mittel- und höhere Schulen mit 1051 Schülern, darunter eine Normalschule und ein Lyzeum in Batavia und je eine höhere Bürgerschule in Batavia, Samarang und Surabaja, in Batavia auch eine solche für Mädchen; außerdem 187 Elementar- und Privatschulen mit 18,402 Schülern. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 208-213. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006838987