Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- Duden: Kanadier: 1. Einwohnerbezeichnung zu Kanada | Duden: Kanada: Staat in Nordamerika | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Kanada (Dominion of Canada; hierzu Karte »Britisch-Nordamerika«), brit. Kolonie in Nordamerika, zwischen 41°42'–83° nördl. Br. und 57–141° westl. L., umfaßt den ganzen nördlich von den Vereinigten Staaten liegenden Teil dieses Erd teils, mit Ausnahme von Alaska, Grönland und der britischen Kolonie Neufundland, und hat 9,4 Mill. qkm Fläche (einschließlich der Arktischen Inseln und 365,000 qkm Wasserfläche). | [Bodengestaltung.] Die Küsten haben 18,000 km Länge (kleinere Krümmungen ungerechnet), aber nur der außerhalb des Lorenzgolfs gelegene Teil der atlantischen Küste und die pazifische Küste sind das ganze Jahr eisfrei, während der Lorenzgolf fünf Monate lang und die Hudsonbai (s. d.) acht Monate durch Küsten- und Treibeis gesperrt sind. An vorzüglichen Häfen ist kein Mangel, und nach der künstlichen Vertiefung des St. Petersees (oberhalb Quebec) können selbst große Seeschiffe den St. Lorenzstrom bis Montreal hinausfahren. [...] | Die Bevölkerung betrug 1871; 3,635,024,1881: 4,324,810 und 1901: 5,373,314 Seelen, wuchs also im letzten Jahrzehnt nur langsam (um 11,13 Proz.). Die Einwanderung betrug 1901: 49,149,1903 aber 128,364 Köpfe und war im letztern Jahre besonders stark aus Dakota und Minnesota. Der Nationalität nach waren 1901: 1,649,352 französischen, 1,263,575 englischen, 989,858 irischen, 798,986 schottischen und 309,741 deutschen, 33,839 holländischen, 31,104 skandinavischen und 23,586 russischen Ursprungs. Indianer zählte man 1901 nur noch 93,310, Neger 17,427, Chinesen 17,299, Japaner 4738. Von den Franzosen wohnten 1,322,154 in der Provinz Quebec, 158,698 in Ontario, 79,988 in Neubraunschweig und 45,067 in Neuschottland, von den Deutschen 203,964 in Ontario, 38,854 in Neuschottland und 27,346 in Manitoba. Die Franzosen (Habitants), vorwiegend Nachkommen von Einwanderern aus der Normandie, haben trotz der langen Zeit und vielfacher Berührungen mit fremden Elementen ihre Eigentümlichkeit bewahrt und werden noch heute als anspruchslos, frugal, ehrlich, höflich, gefällig und sehr gastfrei geschildert. Dabei aber sind sie wenig unternehmend, halten fest am Althergebrachten und verstehen es, fremde Elemente von sich fern zu halten. Im W., wo sie als Voyageurs und Coureurs des bois weite Gebiete erschlossen haben, haben sie sich vielfach mit Indianern vermischt, als sogen. Métis oder Bois-Brulés (s. d.). Das fortschrittliche Element wird durch die Engländer, die Schotten, die besonders aus Ulster eingewanderten Iren und die Deutschen repräsentiert. Der aus der Mischung der aus den britischen Inseln stammenden Elemente hervorgegangene Kanadier ist kräftig gebaut und hoch gewachsen, besonnen, ausdauernd, zuverlässig, auch fehlt es ihm keineswegs an Unternehmungsgeist. 4,671,815 Bewohner des Landes waren 1901 in K., 699,500 im Auslande geboren, 5,236,109 waren geborne oder naturalisierte Bürger, 43,398 vereinsstaatliche, 20,014 russische, 19,207 österreichisch-ungarische, 6486 deutsche und 3028 französische Staatsbürger. Nationalspiel ist ein von den Indianern gelerntes Ballspiel, la Crosse genannt; Schlittschuh- und Schneeschuhlaufen sowie Bergabfahrten in indianischen Schlitten (toboggans) sind beliebte Winterbelustigungen. | Die eingeborne Bevölkerung betrug 1881 noch 108,547. Die arktischen Gestade bewohnen etwa 4000 Innuit oder Eskimo. Von den Indianern sitzen die Tinneh oder Athabasken namentlich im Becken des Athabasca und im Felsengebirge. Die Algonkin hausen von Labrador bis zum Obern See und im südlichen Teil des Nordwestgebiets, wo die Saulteaux, Kri, Blackfeet, Piegan und Blutindianer dazu gehören. Die Irokesen mit dem Reste der Huronen wohnen vom Atlantischen Ozean bis zum Obern See und haben die größten Fortschritte in der Kultur gemacht. Seit 1818 haben die Indianer weite Länderstrecken gegen eine Jahresrente und andre Vorteile an die Regierung abgetreten. Die Regierung zahlt für den Kopf jährlich 5 Doll., aber Häuptlinge erhalten 25 Doll., Älteste 15 Doll. Außerdem hat jede Familie von fünf Personen ein Anrecht auf 259 Hektar Land. 1893 zählte die ackerbauende indianische Bevölkerung bereits 99,717 Köpfe und das Areal des angebauten Landes 1903: 51,600 Hektar, die Zahl der Pferde, Rinder, Schafe und Schweine 86,536, die Getreideernte 953,089 Bushels, der Fischerei- und Jagdertrag 1,567,076 Doll. Ebenso groß ist der Fortschritt im Bildungswesen; 1881 besuchten 4126, aber 1903: 9830 Indianerkinder die 292 Schulen, davon freilich nur 6021 regelmäßig. In Ontario, Manitoba, Britisch-Columbia und den Nordwestterritorien bestehen 50 Ackerbau- und Handwerkerschulen. Die von der Regierung 1893 gemachten Ausgaben für die Indianer betrugen 933,729 Doll. Seit 1885 haben Indianer auch das Stimmrecht unter den gleichen Bedingungen wie der Rest der Bevölkerung. | Dem religiösen Bekenntnis nach zählte man 1901: 2,228,997 Katholiken, 916,832 Methodisten, 842,301 Presbyterianer, 680,349 Anglikaner, 316,714 Baptisten, 92,394 Lutheraner, 16,432 Juden. Die Anglikaner haben 20 Bischöfe, die Katholiken einen Kardinal, 6 Erzbischöfe und 23 Bischöfe. Staat und Kirche sind getrennt, nur in der Provinz Quebec genießt die katholische Kirche die ihr vor der Besitzergreifung durch England garantierten Privilegien. Von den Indianern waren 1891 in den 7 Provinzen 28,069 Katholiken und 23,231 Protestanten, die letzten meist 5 englischen und amerikanischen Missionsgesellschaften, 1260 der Brüdergemeinde in Labrador angehörig. | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 528-535. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006863795