Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- Duden: Neuseeland, die Neuseeländer betreffend; von den Neuseeländern stammend, zu ihnen gehörend | [Anm.: unvollständig: Neuseeland, die Neuseeländer betreffend; von den Neuseeländern stammend, zu ihnen gehörend; in Neuseeland gelegen] Duden: Neuseeland: Inselstaat im Pazifischen Ozean | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Neuseeland (engl. New Zealand; hierzu die Karte »Neuseeland«), brit. Kolonie im südlichen Stillen Ozean, bestehend aus zwei großen, zwischen 34°25´-47°17´ südl. Br. und 166°26´-178°36´ östl. L. gelegenen und durch die Cookstraße getrennten Inseln: Nordinsel (Te Ika a Maui) und Südinsel (Te Wai Punamu), nebst der kleinen Stewartinsel (Rakiura), 269,432 qkm, mit den der neuseeländischen Regierung unterstellten Chatham-, Bounty-, Aucklandsinseln, Antipodeninsel, Campbell- und Kermadekinseln sowie den Cooksinseln, Niue und Roggeveen-Archipel oder Manihiki-Inseln (s. diese Artikel), 271,166 qkm groß. [...] | Die Ureinwohner (Maori) gehören zum polynesischen Volksstamm (s. Tafel »Australier und Ozeanische Völker II«, Fig. 9) und wanderten nach ihren Überlieferungen vor 400 Jahren von Hawaiki (Samoa) ein. Sie sind gut gebaut, von mittlerer Größe, die Haut ist hellbraun, das Haar schwarz. Wörterbücher ihrer Sprache (s. Malaiischpolynesische Sprachen) lieferten W. Williams (4. Aufl., Lond. 1893), Tregear (sprachvergleichend, New Zealand 1891) und Colenso (Wellington 1898), ein Handbuch für Anfänger Williams (3. Aufl., Lond. 1882). In Bildsamkeit überragen sie die übrigen Polynesier weit; als Menschenfresser standen sie aber auch den schlimmsten Volksstämmen nicht nach. Eine staatliche Ordnung fehlte; die zahlreichen Häuptlinge waren stets in Kriege untereinander verwickelt, und die Bevölkerung ist daher sehr gesunken, wozu auch die durch Europäer eingeführten Krankheiten beitragen. Sie sind jetzt sämtlich zum Christentum bekehrt. Die in großer Zahl errichteten Schulen sind gut besucht, und nicht wenige Maori unterscheiden sich kaum von Europäern. Die Gesamtzahl wurde 1857 auf 56,000 ermittelt, 1891 aber nur noch auf 41,993, 1901 auf 43,101 (21,387 männlich). Davon lebten 40,665 auf der Nordinsel, 1916 auf der Südinsel, 112 auf Rakiura und 181 auf der Stewartinsel. Beispiele ihrer Kultur enthalten die Tafeln »Australisch-ozeanische Kultur«, »Geräte der Naturvölker«, »Schiffsfahrzeuge«, »Tätowierung«. Weitere Literatur über die Maori s. unten (S. 577). | Die Zahl der Kolonisten betrug 1894: 686,128, 31. März 1901: 772,719 (405,992 männlich), 1904: 857,539. Es wanderten 1902: 30,293 Personen ein und 22,301 Personen aus. N. enthält nicht, wie die Staaten Australiens, eine alle übrigen Orte weit überragende Stadt; am bedeutendsten sind Auckland mit (1901) 67,225 (mit Vororten), Wellington mit 49,344, Christchurch mit 57,041 u. Dunedin mit 52,390 Einw. Der Religion nach waren 1901: 109.822 Katholiken, 1611 Juden, 2432 Buddhisten, alle übrigen Protestanten. Für Volksbildung wird in neuerer Zeit mehr und mehr gesorgt, doch sind noch 16,23 Proz. der männlichen, 16,83 Proz. der weiblichen Bevölkerung Analphabeten. 1902 bestanden 1757 öffentliche Schulen, in denen der Unterricht unentgeltlich ist, mit 132.259 Schülern, 25 höhere Schulen, 297 Privatschulen, darunter eine Blinden schule, 9 gewerbliche Schulen, eine Taubstummenanstalt, die N.-Universität (nur Prüfungsbehörde), die Auckland-Universität, das Canterbury College zu Christchurch, die Otago-Universität zu Dunedin und das Victoria College zu Wellington. Von Wohltätigkeitsanstalten bestehen außer den schon genannten 43 Hospitäler, 4 Waisenhäuser und 8 Irrenhäuser. Für Ackerbau sind 42 Proz. des Landes vorzüglich geeignet, und der Boden[575] gibt viel höhere Ernteerträge als auf dem australischen Festland. Unter Kultur waren 1901: 206,465 Aeres Weizen, von denen geerntet wurden 4,506.412 Bushels, Hafer 449,534 Acres, Ernte 4,444,567 Bushels, Gerste 560,799 Bushels etc. Für Weidezwecke sind 41 Proz. des Bodens geeignet, die aber jetzt zu zwei Drittel von Wald eingenommen werden. Der Viehstand belief sich 1902 mit Einschluß desjenigen der Maori auf 287,419 Pferde, 1,460,663 Rinder, (1904) 18.289,539 Schafe und 193,740 Schweine. Die Aus fuhr von Fleisch in gefrornem Zustand ist erstaunlich gewachsen; 1882 betrug sie erst 1,707,000, 1892 schon 97,636,000, 1902/03: 254,823,000 engl. Pfd. Doch ist den Viehzüchtern in den eingeführten Kaninchen ein gefährlicher Feind entstanden. Der Bergbau lieferte früher größere Erträge, ist aber noch immer sehr bedeutend. Seit 1853 bis März 1901 sind gefordert worden für 57,856,200 Pfd. Sterl. Gold, für 7,757,402 Pfd. Sterl. Kohle, für 10,329,831 Pfd. Sterl. Kauriharz, außerdem Silber, Kupfer, Chrom, Antimon, Man gan, Eisen. Die Industrie ist durch hohe, seitens der Regierung ausgesetzte Prämien sehr gefördert worden; am wichtigsten sind die Fleischkonserveanstalten, Gerbereien und Wollwäschereien, Getreide- und Sägemühlen, Schuhzeugfabriken, Eisengießereien und Maschinenbauanstalten, Brauereien, Wollfabriken etc. Der Handel ist bedeutend; 1903/04 betrug die Einfuhr 11,015,549, die Ausfuhr 12,442,800 Pfd. Sterl. Eingeführt werden namentlich Manufakturwaren, Kleider, Metalle, Maschinen, Werkzeuge, Tee und Zucker, Getränke, Papier, Bücher etc. Hauptartikel der Ausfuhr sind Wolle (1903/04: 4,313,000 Pfd. Sterl.), Gold (2,084,000), gefrornes Fleisch (2,846,000), Butter (1,446,000), neuseeländischer Hanf (692,000), Kaurigummi (616,000 Pfd. Sterl.), Getreide und Hülsenfrüchte, Schaffelle, Talg, Holz, Käse etc. Den größten Anteil am Handel hat England. Die wichtigsten Häfen, zum Teil künstlich ausgebaut, sind Wellington, Auckland, Lyttelton, Port Chalmers, Napier, Invercargill, Oamaru (s. die Einzelartikel), Timaru, Plymouth, Wanganui. 1900 liefen 616 Schiffe von 854,632 Ton. ein und 613 Schiffe von 825,275 T. aus. Die Küsten sind mit über 30 Leuchtfeuern versehen. Auckland wird von der großen Postdampferlinie Sydney-Honolulu-San Francisco berührt; alle wichtigern Häfen sind durch Dampferlinien verbunden, regelmäßiger Dampferverkehr besteht auch mit Hobart, Melbourne und Tahiti. Die Handelsflotte der Kolonie bestand 1901 aus 219 Dampfern von 56,498 T. und 301 Segelschiffen von 42,197 T. Eisenbahnen sind von allen bedeutendern Hafenplätzen in das Innere hinein gebaut; 1902/03 wurden auf 3687 km Regierungslinien 7,575,390 Reisende und 3,730,394 T. Güter befördert, außerdem gab es 182 km Privatbahnen. Tram- und Kabelbahnen bestehen in jeder ansehnlichern Stadt. Die Post beförderte 1900 durch 1686 Am ler 38,662,296 Briefe, 1,236,183 Briefkarten, 1,908,515 Postkarten, 17,715,402 Pakete und 17,045,715 Zeitungen. Die Länge der Telegraphenlinien betrug 1902–03: 12,470, die der Drähte 36,487 km, befördert wurden 4,559,304 Telegramme. Fernsprecher gibt es in jeder einigermaßen wichtigen Stadt. Zwei Kabel gehen nach Botanybai, vier verbinden die Nord- und Südinsel. Durch das allbritische Kabel durch den Großen Ozean ist N. (Doubtleßbai) über Norfolk (s. d.), Fidschiinseln, Fanning mit Vancouver in Kanada verbunden und durch das Kabel Adelaide-Durban auch mit Südafrika und weiterhin mit Großbritannien. Es bestehen 5 Banken, alle mit Zweiganstalten in den bedeutendern Ortschaften, und 445 Sparkassen. Deutschland hat Konsuln in Dunedin, Auckland und Christchurch, einen Konsul und Vizekonsul in Wellington. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 574-577. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007149506