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mährisch  

Definition

  • Duden: Mähren, die Mähren betreffend, von den Mähren stammend, zu ihnen gehörend | [Anm.: unvollständig: Mähren, die Mähren betreffend; von den Mähren stammend, zu ihnen gehörend; in Mähren gelegen] | Duden: Mähren: Gebiet in Tschechien | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1908: Mähren (tschech. Morava), Markgrafschaft und Kronland des österreich. Kaiserstaates, wird nördlich von Österreich isch- und Preußisch-Schlesien, östlich und südöstlich von Ungarn, südlich von Niederösterreich, westlich von Böhmen begrenzt und hat ein Areal von 22,222 qkm (403,6 QM.), nach neuerer Berechnung[114] 22,231 qkm. S. Karte »Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien« (beim Artikel »Böhmen«). | [Physische Beschaffenheit.] Das Land ist im W., N. und O. von Randgebirgen eingeschlossen und umfaßt vier Erhebungszonen: 1) die böhmischmährische Höhe (Jaborschitz 835 m, Kaiserstein 812 m, Hradisko 768 m); 2) die Sudeten im N., die mit dem Glatzer Gebirge (Großer oder Spieglitzer Schneeberg 1422 m) nach M. hinreichen, sodann von der Marchquelle bis zur Oder sich als Altvatergebirge (mit dem Altvater, 1490 m, der höchsten Erhebung des Landes) und dem mährisch-schlesischen Gesenke (821 m) hinziehen und sich gegen S O. im Odergebirge abflachen (675 m). Im O. des Landes erheben sich 3) die Karpathen mit dem an der ungarischen Grenze gelegenen Weißen Gebirge (Javorina 968 m) und dem Javornikgebirge (1077 m) sowie den nördlichen Seitenästen derselben (Tanečnica 912 m, Javornik Kelsky 865 m), dann den Beskiden im nordöstlichen Teil des Landes (Kněhyna 1251 m, Radhoscht 1130 m). Im S. der fruchtbaren Hanna steigt 4) das Marsgebirge (Brdo 587 m) mit seiner westlichen Fortsetzung, dem Steinitzer Wald (442 m), auf, und südlich von der Thaya erhebt sich isoliert die Gruppe der Polauer Berge bis zu 550 m. Der Hauptfluß ist die March, die vom Spieglitzer Schneeberg kommt und an Nebenflüssen rechts die Sazawa, Hanna und Thaya, links die Betschwa und Olsawa aufnimmt. Die in M. entspringende Oder bildet die Grenze gegen Österreichisch- und Preußisch-Schlesien und nimmt rechts die Ostrawitza auf. Seen hat M. keine, dagegen viele Teiche (578 mit einer Fläche von 4500 Hektar). Von den Mineralquellen sind beachtenswert: die warme Schwefelquelle zu Ullersdorf im Teßtal und die Kochsalzquellen von Luhatschowitz. Außerdem ist Rožnau (mit Molkenheilanstalt) ein besuchter Kurort. Das Klima ist im allgemeinen mild, im gebirgigern Norden jedoch rauh. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Brünn 8°, in Datschitz 6,9°. Die jährliche Menge des Niederschlags ist in Brünn 50, in Hochwald bei Mistek 78 cm. | [Bevölkerung, Erwerbszweige.] Die Bevölkerung von M. betrug 1890: 2,276,870, 1900: 2,437,706 Einw. und zeigt von 1890–1900 eine Vermehrung um 7,1 Proz. Auf 1 qkm kommen 109 Bewohner. Der Nationalität nach ist die Bevölkerung überwiegend (71,4 Proz.) slawisch (Tschechen, Mährer und Slowaken), 27,9 Proz. sind Deutsche. Diese leben an den Grenzen gegen Niederösterreich und Schlesien, sonst in verschiedenen Sprachinseln (um Iglau, Zwittau) und in allen Städten. Die Slawen unterscheidet man in Hannaken, Slowaken, Walachen, Podhoraken etc.; doch sind dies zumeist lokale Bezeichnungen. Nach der Religion sind 95,4 Proz. Katholiken, 2,7 Proz. Protestanten und 1,8 Proz. Juden. Vgl. die »Ethnographische Karte von Österreich-Ungarn«. An Unterrichtsanstalten bestehen: eine deutsche und eine tschechische Technische Hochschule in Brünn, 2 theologische Lehranstalten, 30 Gymnasien und Realgymnasien, 28 Realschulen, 5 Lehrer- und 6 Lehrerinnenbildungsanstalten, ferner 4 Staatsgewerbeschulen, 15 gewerbliche Fachschulen, 4 höhere Handelsschulen, 46 land- und forstwirtschaftliche Schulen, eine Bergschule, eine Militäroberrealschule (Weißkirchen) und 2647 Volksschulen. | Die Landwirtschaft ist die Hauptbeschäftigung der Bewohner. Von der gesamten Bodenfläche kommen auf Ackerland 54,79, auf Wiesen und Gärten 8,21, auf Weingärten 0,55, auf Weiden 5,75, auf Waldungen 27,44 Proz. Der fruchtbarste Teil des Landes ist die Hanna, dann folgen das Kuhländchen, das Marchtal und die Niederungen an der Thaya. Der Ackerbau liefert hauptsächlich Getreide, und zwar 1903: Weizen 1,732,449, Roggen 3,266,291, Gerste 3,661,295, Hafer 2,529,638, Mais 181,330 metr. Ztr. Außerdem werden Hirse und Buchweizen, viel Hülsenfrüchte (431,582 hl), Raps (8908 metr. Ztr.), Mohn (18,356 metr. Ztr.), Anis und Fenchel, Flachs (132,556 metr. Ztr.), Hanf (5579 metr. Ztr.), ferner in großer Menge Kartoffeln (14,713,561 metr. Ztr.), Zuckerrüben (13,580,329 metr. Ztr.), Futterrüben (5,740,758 metr. Ztr.), Kraut (608,759 metr. Ztr.), Klee (4,383,132 metr. Ztr.), andre Futterkräuter, Wiesenheu (5,001,925 metr. Ztr.) gewonnen. Der Gemüsebau liefert unter anderm den berühmten Spargel von Eibenschitz, der Obstbau besonders Pflaumen zur Ausfuhr. Guter Wein wird an den Hügeln von Znaim bis zur March hin, besonders um Bisenz, gebaut (197,177 hl). Der Viehstand umfaßte 1900: 134,026 Pferde, 789,552 Rinder, 37,683 Schafe, 158,726 Ziegen, 455,318 Schweine, 3,120,520 Stück Geflügel, insbes. Hühner und Gänse, endlich Bienen (91,962 Bienenstöcke). Jagd und Fischerei sind ansehnlich. Produkte des Mineralreichs sind Steinkohle (1903: 15,977,619 metr. Ztr., hauptsächlich in dem nach Schlesien hinüberreichenden Ostrauer und im Rossitzer Becken), Braunkohle (1,876,144 metr. Ztr.), Eisenerz (26,796 metr. Ztr.) und Roheisen (2,645,286 metr. Ztr., namentlich aus ungarischen, schwedischen und steirischen Erzen gewonnen), Graphit (99,359 metr. Ztr.) und Kupfer (1603 metr. Ztr.). Die Zahl der im Bergbau und in den Hüttenwerken verwendeten Arbeiter beträgt 13,209, der Wert der Jahresproduktion 27,768,110 Kronen. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 114-117. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007036647

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