Angaben zum Begriff
Bevorzugte Bezeichnung
traveldigital_thesaurus:hasVariant: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/Term5018100.2-de
Begriffs-Schema: https://vocabs.acdh.oeaw.ac.at/traveldigital/ConceptScheme
Definition
- Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Johanniterorden (später Rhodiser- und Malteserorden). Die Anfänge dieses ersten und ältesten geistlichen Ritterordens sind in Dunkel gehüllt. Nach den besten Quellen gründete Karl d Gr. in Jerusalem südlich und gegenüber von der heiligen Grabeskirche, auf dem jetzt Muristan genannten Platze, der seit 1869 der preußischen Krone gehört und seit 1898 eine protestantische St. Salvatorkirche trägt, ein Hospiz und eine St. Marienkirche, die zwar verfielen, aber durch Amalsitener restauriert wurden (etwa 1065). Die Kirche, Santa Maria latina genannt, gehörte den Benedikt inern, die bald darauf eine St. Maria Magdalenenkirche mit einem Hospiz erbauten, um den Pilgerinnen Unterkunft zu gewähren; sie wurden als Santa Maria latina major und minor unterschieden. Das ältere Hospital, für die Aufnahme von Männern bestimmt, war anfangs dem St. Johannes Eleemon aus Alexandria geweiht, nahm aber später St. Johannes Baptista zum Schutzpatron an und trennte sich unter einem gewissen Gerhard bald nach der Eroberung Jerusalems 1099 von der Verbindung mit jenen Kirchen. Die neue Bruderschaft erhielt eine eigne Verfassung und deren Bestätigung durch Paschalis II. (15. Febr. 1113). Nach Gerhards Tode (3. Sept. 1120) folgte Raymund von Puy als Meister, der den Brüdern die Pflichten der Armut, Keuschheit und des Gehorsams auferlegte und als Ordenstracht einen schwarzen Mantel mit weißem Kreuz auf der linken Seite vorschrieb; später verband er mit der Krankenpflege auch die Verpflichtung zum Schutz der Pilger und zum Kampf gegen die Muselmänner. Die Mitglieder zerfielen in Ritter adliger Geburt, Ordenspriester und dienende Brüder, die zum Kampf auszogen. den Kirchen- und Krankendienst übernahmen. Der Orden fand bald überall weite Verbreitung im ganzen Abendland und erwarb auch einen umfangreichen Besitz im Königreich Jerusalem. Innere Streitigkeiten, auch häufige Zwiste mit dem Orden der Templer schwächten bald seine Macht, doch tat er auf allen Kreuzzügen seine Schuldigkeit; besonders durch die Eroberungen des Sultans Bibars verlor er die meisten seiner Besitzungen im Heiligen Land und durch den Fall Akkons (18. Mai 1291) auch diesen letzten Stützpunkt, weshalb er nach Limissol auf Cypern übersiedelte, von wo er nach vergeblichen Bemühungen, in Palästina wieder festen Fuß zu fassen, unter Fulco von Villaret die Insel Rhodus (1309) eroberte, so daß er seitdem auch der Rhodiserorden hieß. Nach dem Untergang der Templer ging 1312 ein großer Teil ihrer Besitzungen auf den Orden über, der die Insel lange unangefochten behauptete, auch zeitweise auf dem Festland von Kleinasien festen Fuß faßte. Unter Johann von Lastic (1437--54) wurde sie zweimal, unter Pierre d'Aubusson durch ein großes Heer Mohammeds II. (1480) bestürmt, aber jedesmal durch den Heldenmut der Verteidiger gerettet. Als aber Philipp Villiers de l'Isle (1521–34) Großmeister geworden war. übte der frühere Kanzler Andreas von Amaral, der sich dadurch gekränkt fühlte, Verrat und ging zu den Türken über. Alsbald erschien Soliman mit einer Flotte von 400 Segeln und 140,000 Mann Landtruppen 26. Juni 1522 auf der Höhe von Rhodus, während die Johanniter dem Feinde nur 600 Reiter und 4500 Mann entgegenzustellen hatten; die Stadt ergab sich nach heldenmütiger Gegenwehr 21. Dez. d. J. In der Neujahrsnacht zu 1523 verließ der Rest des Ordens unter Villiers die Insel und kam im Mai nach Messina, das ihm der Vizekönig Pignatelli angewiesen hatte. Überall in Europa, besonders bei Kaiser und Papst, fand der Orden das tiefste Mitleid, und Karl V. überließ ihm 24. März 1530 Malta samt Gozzo, Comino und Tripolis als Lehen, wofür derselbe alljährlich einen weißen Falken als Symbol der Abhängigkeit an die spanischen Statthalter von Sizilien geben sollte; Clemens VII. bestätigte diese Schenkung 25. April 1530. Am 26. Okt. 1530 landete der Großmeister auf Malta, und der Orden nahm davon den Namen Malteserorden an. Auch hier ward die ursprüngliche Aufgabe des Ordens nicht verabsäumt; das große, schöne, bis zuletzt unterhaltene Hospital gab Zeugnis davon. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 287-291. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006844030
Oberbegriff
Synonyme
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