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Bengale  

Definition

  • Duden: 1. Einwohnerbezeichnung zu Bengalen | Duden: Bengalen: Provinz in Indien | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905: [632] Bengalen (Bengal), größte und volkreichste Provinz des britisch-ind. Reiches (s. Karte »Ostindien«), zwischen 19°18´-28°15´ nördl. Br. und 82–97° östl. L., grenzt im N. an die Waldlandschaft des Tarai (s. d.) und die Himalajastaaten Nepal, Sikkim und Bhutan, im O. an Assam und Birma, im S. an den Bengalischen Meerbusen, die Provinz Madras und die Zentralprovinzen, im W. an die Central India Agency und an die Nordwestprovinzen; 501,986 qkm, wovon 402,180 qkm unmittelbar unter britischer Verwaltung stehen, 99,806 qkm Lehnsstaaten sind. An das Tarai schließen sich die von den mächtigen Gewässern des Ganges und Brahmaputra mit ihren zahlreichen Nebenflüssen durchzogenen weiten Ebenen, während anderen Mündungen massenhafte Ablagerungen die 130 km landeinwärts reichenden Sunderbands (s. d.) bilden. Die Südhälfte Bengalens erfüllen zahlreiche Höhenzüge (Gama Ghats, Sargudscha-, Nelligrinberge), die im N. im Parasnath und Bharagai (1370 und 1050 m), an der Südgrenze im Tscheliatoka und Keundschur (1010 und 1060 m) ihre höchste Erhebung haben. Außer den beiden Riesenströmen sind zu nennen Gogra, Son, Gandak, Koschi, Tista, Hugli, Sabanrika und im S. Beitarki, Bramani und Mahanadi. Dort tritt auch der große Strandsee Tschilka weit ins Land hinein. Das Klima ist durchaus tropisch. Die mittlere Jahrestemperatur schwankt zwischen 27° in Orissa und 23° in Teilen von Assam; Kalkutta hat 26°, das 2180 m ü. M. gelegene Dardschiling 12° und im Winter bisweilen -5°. Die höchste in Kalkutta beobachtete Temperatur war 41°, die niedrigste 11°. Im obern B. steigt die Hitze noch bedeutend höher. Der Regenfall ist besonders im östlichen Teil außerordentlich reichlich, nach W. und S. nimmt er mehr und mehr ab. Der meiste Regen fällt zwischen Juni und Oktober, dann ist das untere B. auf Strecken von 150 km Länge, 45–60 km Breite überschwemmt. Bleibt der Regen aus, so leidet die Reisernte, und es gibt ein Hungerjahr. B. ist ein Hauptherd für die Cholera, noch verderblicher sind die Fieber; 1890 kamen von 1,624,861 Sterbefällen auf letztere 1,159,723, auf erstere 146,848. Pflanzen- u. Tierwelt sind dieselben wie sonst in Indien, die zahlreichen Dschangelwaldungen beherbergen noch viele wilde Tiere, denen 1894: 1693 Menschen zum Opfer fielen, während aus ihrer Zahl 4362 getötet wurden. | Die Bevölkerung zählte 1891 im britischen Territorium 71,270,302, in den Tributärstaaten 3,362,694,1901 zusammen 78,448,735 Seelen. Seit 1881 hatte die Bevölkerung in ersterm um 6,87, in letzterm um 18,18 Proz. zugenommen. Die Volksdichte ist sehr groß, für die ganze Provinz 176, in einigen Distrikten sogar über 260, in den Tributärstaaten freilich nur 49 auf 1 qkm. Die Auswanderung ist demzufolge auch doppelt so groß wie aus andern Teilen Indiens; 1894 betrug sie 50,217 Seelen, davon die Hälfte nach Assam. Von der Gesamtzahl waren 1891: 47,749,785 Hindu, 23,702,841 Mohammedaner, 192,570 Christen, 2,776,015 Naturanbeter. Die Mission hat keine großen Erfolge aufzuweisen; die brahmanische Reformbewegung der Brahmo Samadsch (s. Brahmanismus) ist durch Spaltung geschwächt worden. Hauptsprachen sind Bengali (s. d.), Urija und Hindostani oder Urdu. Für Volksbildung sorgten 1891: 65,950 Schulen mit 1,468,943 Schülern (88,558 Mädchen), darunter 48 höhere Schulen mit 6725 Schülern und die Universität zu Kalkutta. Von den 63 Zeitungen erschienen 1891: 37 in Bengali, 1 in Englisch und Bengali, 10 in Hindi, 8 in Urija, 7 in Urdu. Ackerbau ist bei weitem die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung; die vornehmsten Produkte sind Reis, Körner- u. Hülsenfrüchte, Ölsaat, Jute, Indigo, Tee, Opium (Staatsmonopol), Cinchona, Pfeffer, Gewürze, Baumwolle, Seide, verschiedene Hölzer. Es gibt in B. vier Kanalsysteme, von denen drei für Bewässerungs- und Schifffahrtszwecke, das letzte nur für die letztern erbaut ist. Es wurden 1891: 218,216 Hektar bewässert. Die Viehzucht ist bedeutend, als Haustiere werden Büffel, Rinder, Pferde (teils arabische und persische, teils weit schlechtere einheimische), Schafe, Ziegen, Geflügel gehalten. Der Mineralreichtum ist bedeutend. Minderwertige Kohle wird in 280 Minen gefördert (1901: 5,509,431 Ton.). Salz wird an der Küste gewonnen, große Eisenwerke zu Barakar beschäftigen 1200 Arbeiter, die Kupferschmelzen zu Baragunda lieferten 1891: 305 T. Feinkupfer; auch die Salpeterfabrikation ist von Bedeutung. Die alte Industrie, welche die berühmten Musseline von Dakka und die schönen Baumwollgewebe von Balasor lieferte, ist durch englische Produkte fast vernichtet worden. In Kalkutta und Nachbarschaft sind 26 Jutespinnereien mit 15,132 Webstühlen, 7 Baumwoll- und 2 Papierfabriken tätig; außerdem hat die Provinz zahlreiche Schiffswerften, Fabriken für Lack, Zucker, Tauwerk, Salpeter, Leder, Gießereien und die größte Porzellan- und Steingutfabrik in ganz Indien. Der Handel Bengalens steht nur dem von Bombay nach. Kalkutta ist der zweite Hafen Indiens. Der Schiffsverkehr betrug 1901: 5,775,942 Ton. 1901 wertete die Einfuhr 376,184,298, die Ausfuhr 557,818,886 Rup.; Deutschland war an ersterer mit 26,030,410, an letzterer mit 92,062,426 Rup. beteiligt. Hauptausfuhrartikel sind Baumwolle, Reis, Indigo, Zucker, Opium, Rum, Salpeter, Lack, Seide, Kaffee, Tabak; eingeführt werden englische Baumwollenwaren, Salz, Eisen, Kupfer, Stahl- und Eisenwaren. Mit Nepal, Sikkim, Bhutan und Oberbirma besteht lebhafter Landverkehr. Eisenbahnen durchschneiden das Land nach verschiedenen Richtungen und werden immer weiter ausgebaut; die Gesamtlänge beträgt gegenwärtig 3620 km, die der Telegraphenlinien 8280 km. Lebhafte Schiffahrt besteht auf dem Ganges, Brahmaputra und den Kanälen (1789 km). Die Leutnant-Gouverneurschaft B. umfaßt vier Provinzen: Bengal proper, Behar, Orissa und Tschota Nagpur, die wieder in Divisionen zerfallen. Die frühere Präsidentschaft B. umfaßte die fünf jetzt selbständig verwalteten Provinzen B., Nordwestprovinzen und Audh, Pandschab, Assam und Adschmir. Noch immer aber besteht eine Dreiteilung der indischen Armee, in die von B., Bombay und Madras. Die britische Bengalarmee umfaßte 1901. 56,889 Mann, die in der ehemaligen Präsidentschaft und den neuerworbenen Distrikten an der Westgrenze des Reiches stehen. Die Einnahmen betrugen 1900: 223,915,233, die Ausgaben 103,342,670 Rup. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 632-633. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006312195

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    Bengali

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