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Definition
- Duden: Illyrien, die Illyrer betreffend; aus Illyrien stammend | [Anm.: unvollständig: Illyrien, die Illyrer betreffend; von den Illyrern stammend, zu ihnen gehörend; in Illyrien gelegen] | Duden: Illyrien: (in der Antike) Gebiet des heutigen Dalmatiens und Albaniens | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1907: Illyrĭen (griech. Illyris), seit dem 4. vorchristl. Jahrh. ein Reich der Autariaten und Ardiäer nördlich von Epirus; dann seit 168 v. Chr., unter dem Namen Illyricum, administrative Benennung des römischen Küstenlandes am Adriatischen Meer von Istria an bis an den Drilon (Drin) und im Innern bis an den Savus (Sau) und Drinus (Drina), ein zum größten Teil von rauhen Gebirgszügen erfülltes Land, das sich im ganzen mehr zur Viehzucht als zum Ackerbau eignete, aber reiche Gold- und Silbergruben enthielt. Es entsprach ungefähr dem heutigen Bosnien und Dalmatien. Im weitern Sinne begriff Illyricum in der Kaiserzeit auch Pannonien in sich, seit Diokletian ganz Griechenland und Kreta, Mazedonien, Dardanien, Dacia südlich der Donau, Obermösien und das ursprüngliche I., mit Ausschluß von Dalmatia (d. h. Bosnien und Dalmatien). – Das Land hatte seinen Namen von dem Volk der Illyrier, die, aus zahlreichen Stämmen bestehend, mit den Thrakern wahrscheinlich einen eignen Zweig des indogermanischen Völker- und Sprachstammes bildeten. Ihre Zerrissenheit verhinderte die Entwickelung eines selbständigen Staatslebens. Im 4. Jahrh. v. Chr. unternahmen sie unter ihrem Fürsten Bardylis manchen glücklichen Zug gegen Mazedonien, wurden dann aber unter König Philipp II., Alexander d. Gr. und Philipp III. von Mazedonien abhängig. Später nahm Pyrrhos von Epirus den von den Mazedoniern verschont gebliebenen Teil Illyriens, oberhalb Montenegros, weg, und erst Agron, der auch in heftige Händel mit den Römern geriet, gewann ihn wieder. Seine Gemahlin Teuta, die nach seinem Tode die[761] Herrschaft innehatte, geriet in Streitigkeiten mit den Römern, die zu dem Illyrischen Krieg, auch Seeräuberkrieg genannt, führte, nach dessen Beendigung (228 v. Chr.) große Strecken des Küstengebiets an die Römer abgetreten wurden. Die Kämpfe zwischen Rom und Illyrien wiederholten sich in der Folgezeit, insbes. in den Jahren 168,153,145 und 49 v. Chr., bis endlich unter Augustus 35–33 v. Chr. die völlige Unterwerfung gelang und I. eine römische Provinz wurde. Von jetzt an wuchs der Wohlstand und das Ansehen Illyriens, und Schriftsteller, z. B. Appianus, und Kaiser, z. B. Valens, die geborne Illyrier waren, erwarben ihrem Vaterland Ruhm. Von 324 n. Chr. ab war I. der Name einer der vier großen Präfekturen des Reiches. Bei der Teilung unter Theodosius ward I. zum abendländischen Kaisertum geschlagen, fiel aber 476 beim Untergang des weströmischen Reiches dem byzantinischen Kaisertum zu. | Im 6. und 7. Jahrh. wanderten hier slawische Stämme ein, die sich alsbald von Byzanz freimachten und eigne Reiche schufen. Außer dem kroato-serbischen Dalmatien oder Chrobatien entwickelten sich Altserbien oder Rasa, Rascien (so genannt nach der Hauptstadt Rasa, jetzt Novipasar; s. den Art. »Raizen«), Divolna (Duklja oder Zeta) und Trebunia (Trebinje) mit Canalia (Ronablje, südlicher Teil der heutigen Herzegowina), Zachlumia (Zahumje, Hauptteil der heutigen Herzegowina) und Narentania (Neretva), während Bosnien (Bosna) aus dem östlichen Teil Altkroatiens hervorging. | Der Name »Illyrier« gewann im 17. und 18. Jahrh. eine konfessionelle Bedeutung, indem er die griechischnichtunierten Slawen umfaßte, also vorzugsweise die Serben oder Raizen (Rascier). Seit Maria Theresia sprach man in diesem Sinne von der »illyrischen Nation« Ungarns. Als Napoleon nach dem Frieden von Schönbrunn, 14. Okt. 1809, die von Österreich an Frankreich abgetretenen Provinzen, Grafschaft Görz, Krain, Triest, den kärntnerischen Kreis Villach, Fiume, das ungarische Litorale und Istrien sowie den größten Teil von Kroatien, zu einem Gebiete vereinigte, gab er diesem den Namen illyrische Provinzen (s. die »Geschichtskarte von Mitteleuropa« bei Art. »Deutschland«, S. 815). Nachdem Napoleon hiermit noch die ehemalige Republik Ragusa vereinigt hatte, erfolgte 1811 die definitive Organisation dieses neuen Staates, der nun von einem Gouverneur regiert und in sechs Zivilprovinzen (Krain, Kärnten, Istrien, Zivilkroatien, Dalmatien und Ragusa) und eine Militärprovinz mit sechs Grenzregimentern eingeteilt ward. Mit Napoleon I. fiel die ephemere Schöpfung, und das Land kam im Pariser Frieden an Österreich zurück; doch blieb der Name, denn Österreich bildete 1816 aus den Ländern Krain, Kärnten, Görz, Gradisca und Istrien ein Königreich I., das 28,000 qkm mit 1,300,000 Einw. umfaßte und in zwei voneinander fast unabhängige Gubernien, Laibach (mit fünf) und Triest (mit drei Kreisen), zerfiel, bis endlich 1849 dieses unhistorische Königreich in die Kronländer Kärnten, Krain, Görz-Gradisca und Istrien zerlegt wurde. In neuester Zeit wurde, zuerst 1835, der Versuch gemacht, den Ausdruck »illyrisch« oder »illyrische Völker« im nationalen Sinn auf die Einheit der Südslawen, Serben, Kroaten und Slowenen, zu beziehen und durch Wiederherstellung eines illyrischen Königreichs (Großillyrien), das außer Kroatien und Slowenien auch Südsteiermark, Kärnten, Krain, Istrien, Görz, Gradisca, Dalmatien, das serbische Ungarn, ferner Bosnien und Herzegowina umfassen sollte, die Macht der Südslawen zu befestigen (s. Illyrismus). Vgl. Zippel, Die römische Herrschaft in I. bis auf Augustus (Leipz. 1877); Du Cange, Illyricum vetus et novum (Posen 1746). | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 761-762. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20006811442