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Definition
- Duden: Turkmene: 1. Angehöriger eines Turkvolkes | 2. Einwohnerbezeichnung zu Turkmenistan | Pierer's Universal-Lexikon 1864: Turkmanen (Turkomanen, Truchmenen, eigentlich Uzen, bei den Arabern Goz), nomadische Horden von tatarischer Abstammung u. verwandt mit den Türken, sind von Körperbau mehr klein als groß, von gelblich brauner Gesichtsfarbe, langer gerader Nase, schwarzen feurigen Augen; leben schmutzig, einfach, gastfrei; sind stolz, aber auch kriechend, träge, abergläubisch, herrschsüchtig, doch auch tapfer u. gegen Wehrlose großmüthig. In China u. Buchara, in Persien, Schirwan, Daghestan, Armenien, Kleinasien, Syrien u. Afghanistan mit einzelnen Zweigen, bald mehr, bald minder zahlreich lebend, haben sie ihren Hauptsitz in Turan (s.d.), westlich u. südlich von China bis an das Kaspische Meer u. das Hochland Persiens, eine theils ganz flache, theils hügelige Sandwüste, die im Norden an das russische Gebiet der kleinen Kirgisenhorde stößt u. in ihrem Umfange auch den Ustjurt, den sogenannten Truchmenen-Isthmus zwischen Kaspischem u. Aralsee mit umfaßt (Turkmanenland). Die T. der Wüste zerfallen in neun Hauptstämme: Salar, Sarub, Ersari, Tuka (Teke) u. Sakar im Osten, Jamud, Goklan, Ata u. Tschödar im Westen, zusammen etwa 600,000. Jeder Stamm zerfällt wieder in mehre Tir (Bogen). Zum Theil leben sie ganz unabhängig (Sprichwort unter ihnen ist: Der T. ruht weder unter dem Schatten eines Baumes, noch unter dem Schutze eines Königs), zum Theil stehen sie unter dem Schutze des Khan von Chiwa u. des Schah von Persien. Sie bekennen sämmtlich den Islam u. gehören zur Secte der Sunniten. Von Dörfern u. Städten ist bei ihnen gar nicht die Rede; sie kennen nur Lager u. Filzhütten (Chirga). Sie leben ausschließlich von Viehzucht u. Raub; jeder Tir hat seine eigenen bestimmten Weideplätze. Die Frauen werden von den Eltern für Vieh erkauft u. führen ein Leben wie Sklavinnen; die Preise sind hoch, daher wohl keine Vielweiberei. Die Kinder wachsen ohne alle Zucht heran u. bekommen nur einige Koransprüche eingeprägt. Gemeinsame Oberhäupter fehlen, nur ihre Ältesten (Ak-Sukal) genießen ein patriarchalisches Ansehen. Die Viehzucht bringt ihnen Pferde u. Kameele; gewinnreicher sind für sie die Raubzüge nach Persien, namentlich um Beute an Sklaven zu machen, welche sie dann meist auf den Markt von Chiwa od. Buchara zum Verkauf senden. Ein Glück für die umliegenden Länder ist es, daß die einzelnen Stämme sich fortwährend unter einander bekämpfen. Auch in den übrigen Ländern leben die T. fast ausschließlich Viehzucht treibend als Nomaden u. in viele einzelne Stämme geschieden. Die Anzahl der Stämme im Osmanischen Asien beläuft sich auf 74 (z.B. Mutuali, Begdelner, Nauwar, Uruken), der Köpfe auf 1/2 Mill. Sie kommen mit einem Theil ihrer Herden nach Haleb an den Aasi; dahin gehören die Rihanli, Aulischi, Dschadscheli, Kirsak, Dadekirkan, Musabeikli, Ditumli, Rischwan, Kuredschekli. In Damask finden sich die Kabeli, Kara-Koschunli, Eilebkeli, Scherefei Ajali, Fidscheli, Eimer, Tuchtamurli, Saradschäller, Kikli, Ausserli, Dindeschli u.a. In Persien sind die Stämme Goklan, Jamud u. Tuka. Die T. in Afghanistan, welche sich unter Nadir u. Achmed Schah in Kabul u. Herat niedergelassen haben, nennen sich Kizilbaschen (d.i. Rothköpfe), sind seßhaft in Städten u. Dörfern, gehören der Secte der Schiiten an u. werden auf 10,000 Familien geschätzt. Die Anzahl der T. auf russischem Gebiet wird zu etwa 5000 Familien angegeben. Auch in Europa sind unter Sultan Murad IV. einige T. am südlichen Hämus angesiedelt worden. Die Sprache der T. ist die Türkische. | Ursprünglich wohnten die T. in den Ländern nördlich vom Kaspischen Meere, von wo aus ein Theil sich nach Europa, ein anderer in die Ostländer des Kaspischen Meeres gezogen hatte. Die Ankunft der Kitanen nöthigte die Letztern im 11. Jahrh. sich südlicher zu wenden u. in Khorassan Wohnsitze zu suchen. Sandschar, einer der größten der seldschukischen Sultane, wollte sie um die Mitte des 12. Jahrh. von dort vertreiben, allein er wurde geschlagen u. gefangen, u. die T. verwüsteten nun sein Land u. nahmen Nischabur u. andere Städte weg, aus denen sie jedoch bald wieder vertrieben wurden. Andere Horden zogen sich nach dem Kaspischen Meer u. setzten sich in Masenderan, andere in Armenien u. Syrien. Letztere wurden von Ortok (daher Ortokiden) schon im 11. Jahrh. südlicher geführt u. erhielten Jerusalem von den seldschukischen Sultanen eingeräumt; obgleich aber ihnen die Kreuzfahrer diese Stadt bald wieder entrissen, so blieben die Ortokiden nichts desto weniger in Syrien mächtig. Ein Überrest dieser T. waren die, welche, weil sie das Bild eines schwarzen Schöpses in ihren Fahnen führten, die T. vom schwarzen Schöps (Karo Koin) hießen u. sich seit 1397 mit Kara Jussuf, Sohn Kara Muhammeds, in Ober-Armenien niedergelassen hatten; sie hatten sich an Jedermann angeschlossen, welcher sie als Hülfsvolk dang. Als Tamerlan seine Züge dahin richtete, wurden auch die T. von ihm mit Krieg überzogen u. sie verloren sämmtliche Besitzungen in Ober-Armenien u. erhielten sich nur in den Gebirgen. Nach Tamerlans Tod bemächtigten sie sich Mesopotamiens u. des daran stoßenden Theils von Armenien u. Georgien. Auch Syrien u. Kleinasien bedrohten sie mit ihren Zügen, allein ihr Führer Kara Jussuf, ein Sohn Kara Muhammeds, starb 1426 im Kriege gegen Scharok, den vierten Sohn Tamerlans, u. nun zerstreute sich sein Heer u. die Emire, welche die einzelnen Theile jenes mächtigen Heeres unter sich brachten, meist Brüder u. Verwandte Kara Jussufs, bekriegten sich unter einander so lange, bis sie sich aufrieben u. dadurch ihren Stammverwandten, den T. vom weißen Schöps (Ar Koin), ihr Land bloß stellten. Diese, benannt von dem Zeichen eines weißen Schöpses in ihren Fahnen, hatten in Nieder-Armenien u. einen Theil von Mesopotamien gesessen, dann zur Zeit der Kriege Tamerlans sich demselben angeschlossen u. waren von ihm mit jenen Ländereien beschenkt worden. 1468 unterwarfen sie[68] sie sich mit ihrem Emir, Uzum Hassan, die Besitzungen der T. vom schwarzen Schöps u. dehnten ihr Gebiet 1471 über Khorassan u. ganz Persien aus. Die Residenz ihres Emirs war Tabriz, u. derselbe stand in solchem Ansehen, daß ihm der trapezuntische Kaiser Kalo-Johann seine Tochter in die Ehe gab u. die Venetianer mit ihnen in Unterhandlung wegen eines Krieges gegen die Osmanen traten. Nach Uzum Hassans Tod bekriegten sich seine Söhne, bis sie sich so geschwächt hatten, daß die Sofis von Persien sich alle T. unterwarfen (s. Persien S. 860); ein Theil machte sich verbindlich jährlich an den persischen Hof eine Anzahl Schafe zu liefern; die Horden am Amu stellten jährlich eine Anzahl Soldaten, noch andere entrichteten ihren Tribut in Kaufmannswaaren. | Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 68-69. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20011159553
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