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straßburger  

Definition

  • bdk: Straßburg, die Straßburger betreffend; von den Straßburgern stammend, zu ihnen gehörend; in Straßburg gelegen | Duden: französische Stadt am Rhein | Meyers Großes Konversations-Lexikon 1909: Straßburg (hierzu der Stadtplan mit Registerblatt), 1) Hauptstadt des deutschen Reichslandes Elsaß-Lothringen, des Bezirks Unterelsaß sowie des Land- und Stadtkreises S., Festung ersten Ranges, liegt 2 km vom Rhein entfernt, an der schiffbaren Ill, die hier die Breusch aufnimmt, am Rhein-Rhonekanal, der hier mit der Ill sich vereinigt, sowie am Rhein-Marnekanal, der nördlich der Stadt von der Ill ausgeht und als Illkanal diese mit einem Rheinarm (Kleiner Rhein) verbindet, 150 m ü. M. | Die eigentliche (innere) Stadt wird durch die zweiarmige Ill in drei Teile geteilt, hat elf Tore und durch die engen, unregelmäßigen Straßen ein altertümliches Aussehen. Ein neuer Stadtteil ist im NO. auf dem durch Hinausschieben der Festungswerke gewonnenen Terrain errichtet. Der Stadtkreis besteht aus 8 Kantonen: intra muros Nord, Ost, Süd und West und extra muros Nord (mit Ruprechtsau), Ost (mit Neudorf), Süd (mit Neuhof) und West (mit Königshofen, der Schirmecker Straße, Grüneberg-Elsau und Kronenburg), sämtlich eingemeindete Orte. Von öffentlichen Plätzen verdienen Erwähnung: der Kaiserplatz, der Kléberplatz mit dem ehernen Standbild Klébers, der Gutenbergplatz mit der Statue Gutenbergs (von David d'Angers), der Broglieplatz, der Schloßplatz etc. An Denkmälern sind noch zu nennen: die Denkmäler des Präfekten Lezay-Marnesia hinter dem Theater, des jungen Goethe auf dem Universitätsplatz, das Stöberdenkmal am Weinmarkt, der Züricher Brunnen mit Büste Fischarts, der Reinhardbrunnen vor dem Theater, das Denkmal des Komponisten Viktor Neßler in der Orangerie, des Generals Desaix auf einer Rheininsel etc. Einen reizvollen Aufenthalt gewährt der seit 1895 angelegte Volksgarten im N. der Stadt gegen Ruprechtsau. Unter den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (8 evangelische und 7 kath. Kirchen, darunter je eine neue Garnisonkirche, eine reformierte Kirche und eine Synagoge) ist das katholische Münster ein Meisterstück altdeutscher Baukunst, 110 m lang, 41 m breit, im Mittelschiff 30 m hoch. Den Grundstein zu dem gegenwärtigen Bau lebte 1015 Bischof Werner; 1277 begann unter Bischof Konrad von Lichtenstein Erwin von Steinbach den Bau der [96] Fassade und der Türme, den nach seinem Tode (1318) sein Sohn Johannes (bis 1339) fortsetzte und Hans Hültz aus Köln 1439 zum Abschluß brachte. Aber nur der nördliche Turm (142 m hoch) erreichte seine Vollendung, der südliche wurde bloß bis zur Plattform gebracht. Das Münster vereinigt fast alle Baustile des Mittelalters: spätromanisch sind Krypte, Chor und Querschiff, selbst ein Teil des untern Schiffes; weiterhin findet ein Übergang zum gotischen Spitzbogen statt, der in der Fassade bis zur Vollendung gedieh. Von vorzüglicher Schönheit ist das Hauptportal mit zahlreichen Statuen und einer großen Fensterrose (50 m im Umfang). Noch sind die herrlichen Glasmalereien aus dem 14. und 15. Jahrh., die Kanzel, ein Meisterwerk von Johann Hammerer (1486), die vortreffliche Orgel von Silbermann und die berühmte astronomische Uhr von Schwilgué (1839 bis 1842 neuhergestellt; s. Tafel »Uhren II«) hervorzuheben (vgl. über das Münster die Schriften von Strobel, Kraus und Euting). Von den übrigen katholischen Kirchen ist noch die 1889–93 erbaute Herz-Jesukirche bemerkenswert, ein zwar einfacher, aber wirkungsvoll gegliederter, imposanter Bau. Von den evangelischen Kirchen verdienen die Neue Kirche (an Stelle der alten, 1870 eingeäscherten neuerbaut) und die Thomaskirche (13. und 14. Jahrh.) mit dem Denkmal des Marschalls Moritz von Sachsen (von Pigalle) Erwähnung. Hervorragende Gebäude sind ferner: der neue Kaiserpalast, das Schloß (ehemals bischöfliche Residenz, später Universität, dann Universitäts- und Landesbibliothek, jetzt für die städtischen Museen verwandt), daneben das Frauenhaus mit schöner Fassade und mittelalterlichen Skulpturen, das Gebäude der Handelskammer (»Hotel du Commerce«), der schönste Renaissancebau der Stadt, das Stadthaus, das Theater am Broglieplatz (nach der Einäscherung von 1870 neuerbaut), der Statthalterpalast, das neue Universitätsgebäude, das Bezirkspräsidium, das Landesausschußgebäude, das Landgerichtsgebäude, das Aubettegebäude (Parolebureau) am Kléberplatz, das Gebäude der Lebensversicherungsgesellschaft Germania etc. Die Bevölkerung beläuft sich (1905) mit der Garnison (Infanterieregimenter Nr. 105, 126, 132, 136, 172 und 2 Bataillone vom Infanterieregiment Nr. 143, ein Husarenregiment Nr. 9,2 Fußartillerieregimenter Nr. 10 und 14, ein Feldartillerieregiment Nr. 51, eine Abteilung Feldartillerie Nr. 15, 2 Pionierbataillone Nr. 15 und 19, ein Trainbataillon Nr. 15 und eine Maschinengewehrabteilung Nr. 3) auf 167,678 Seelen, davon 75,916 Evangelische, 85,848 Katholiken und 5111 Juden, darunter 3654 Personen mit französischer Muttersprache. Die Industrie gewinnt stetig an Bedeutung. S. hat Fabriken für Maschinen, Messerwaren, Tabak, musikalische Instrumente (Pianinos, Orgeln), Wachstuch, Tapeten, Papier, Schirme, Fischbein, Konserven, Bonbons, Werkzeuge, Briketts, Seilerwaren, Parfümerien, Schokolade, Teigwaren, Senf, Öfen, Leder, Möbel, Bürsten, Hüte, Chemikalien, Seife, Wagen, künstliche Blumen und Federn, Strohhüte, Handschuhe, Bijouteriewaren etc. Bekannt sind die Gänseleberpasteten und die Bierbrauereien von S. Ferner gibt es Gerbereien, Färbereien, Feilenhauerei, Fibrahechelei, Ziegelbrennerei, Buchdruckerei, große Mühlwerke etc., auch hat S. ein Landgestüt und eine große Artilleriewerkstätte. Der lebhafte Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Warenbörse, eine Reichsbankhauptstelle (Umsatz 1906: 2245,2 Mill. Mk.), die Bank von Elsaß-Lothringen, Straßburger Bank etc., die schiffbare Ill, den Ill-, Rhein-Rhone- und Rhein-Marnekanal, ist besonders bedeutend in Steinkohlen, Kolonial- und Lederwaren, Papier, Tabak, Eisen, Getreide, Wein, Holz, Gänseleberpasteten, Sauerkraut, Schinken, Hopfen, Gartengewächsen der verschiedensten Art etc. Dem Verkehr in der Stadt und mit der Umgegend dient eine elektrische Straßenbahn sowie mehrere Dampfstraßenbahnen. Für den Eisenbahnverkehr ist S. Knotenpunkt der Eisenbahnen S.-Weißenburg, S.-Deutsch-Avricourt, S.-Kehl, S.-Basel, S.-Saales und S.-Lauterburg sowie der Dampfstraßenbahnen S.-Markolsheim und S.-Truchtersheim. Einen bedeutenden Aufschwung hat der Handel seit der 1892 eröffneten Hafenanlage vor dem Metzgertor erfahren. An Bildungs- und ähnlichen Anstalten hat S. die 1872 neugegründete Kaiser Wilhelms-Universität (Wintersemester 1904/05: 1395 Studierende), die neue Universitäts- und Landesbibliothek von etwa 863,000 Bänden (größtenteils durch freiwillige Gaben entstanden und zum Ersatz für die in der Nacht vom 24. zum 25. Aug. 1870 verbrannte Stadtbibliothek bestimmt), ferner ein protestantisches Gymnasium (1538 gegründet), ein bischöfliches Gymnasium, ein Simultanlyzeum, ein Mädchengymnasium, 2 Oberrealschulen, 2 Realschulen, ein Priester-, ein Lehrer- und ein Lehrerinnenseminar, eine Präparandenschule, eine Volkshochschule, ein Polytechnisches Institut, eine Technische, eine Handels- und eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Sternwarte, mehrere Museen, ein Konservatorium und ein Pädagogium für Musik, eine Hebammenlehranstalt, Theater, Besserungs- und Erziehungsanstalten für Mädchen, 2 Taubstummenanstalten, mehrere Waisenhäuser und Klöster, ein Diakonissenhaus etc. Auch ist S. Zentralstation für Erdbebenforschung. Die städtischen Behörden zählen 36 Gemeinderatsmitglieder. Sonst ist S. Sitz des kaiserlichen Statthalters, des Ministeriums und der höchsten Landesbehörden für Elsaß-Lothringen, des Bezirkspräsidiums für Unterelsaß, einer Polizeidirektion für den Stadt- und einer Kreisdirektion für den Landkreis S., eines katholischen Bischofs, des Oberkonsistoriums für die Kirche Augsburgischer Konfession und des jüdischen Konsistoriums, eines Land- und eines Handelsgerichts, der Generaldirektion der Reichseisenbahnen, einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteueramts, der Landesversicherungsanstalt, eines Bergreviers etc. An Militärbehörden befinden sich dort: das Generalkommando des 15. Armeekorps, die Kommandos der 30. und 31. Division, der 60., 61. und 85. Infanterie-, der 31. Kavallerie-, der 30. Feldartillerie- und 4. Fußartilleriebrigade sowie der Pioniere des 15. Armeekorps, der 5. Festungs- und der 3. Ingenieurinspektion, die Traindirektion und die Sanitätsinspektion des 14., 15., 16. und 18. Armeekorps, ein Artilleriekonstruktionsbureau, ein Gouverneur, ein Stadtkommandant etc. [...] | Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 96-99. | Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007534566

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